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“Mensch Mollath!”– wenn Otto Lapp die Blödmaschine heizt……

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Ein Artikel im “Nordbayrischen Kurier” vom 13./14. April 2013 auf Seite 4.

Die Wortwahl im Mollathskandal zeigt manchen Wandel.

Am Anfang hieß es: “Wenn er mich anzeigt, mache ich ihn fertig. Ich weiß auch schon wie.” Der “Monolith” sagte: “Wenn Sie so weitermachen, kommen Sie nie wieder ‘raus.” Der Creme de la Creme-Gutachter Kröber sagte: Nichts. Schrieb sein Gutachten und G. M. war für weitere Jahre verknackt. Der Creme de la Creme-Gutachter Pfäfflin wählte Kirchensülze: “Ein Denken, das um einen fernen Punkt des Unrechts kreist.” Jetzt aber menschelts.

Otto Lapp, Chefreporter des “Norbayrischen Kurier” “trifft Bayreuths berühmtesten Patienten seit Wochen” und seufzt: “Mensch Mollath!” Hättest Du dich untersuchen lassen, hättest Du die Therapie mitgemacht, Du könntest schon längst draußen sein.

Vielleicht, sinniert der Reporter, ist ja Mollath nur ein sturer Hund. Oder doch irre? Mollath pinkelt in ein Gebüsch (Nebenbei: Das kann ich bestes nachvollziehen). Dagegen kämpft der Rechtsstaat, mit Polizei: 15 Euro Strafe, 30 Deutschmark. (Kulant, bei Kaiser Wilhelm hätte das mindestens ein Goldstück gekostet.) Wer Vernunft hat, wird doch gern zahlen oder? Oder gleich in die Hose pinkeln? Mollath jedenfalls, der ziemlich Irre, sagt glatt: “Das werd’ ich nie bezahlen”.  Und der “Freund und Helfer” sagt glatt: Ab ‘inn Knast! Nackscht ausziehn! Häftlingsdress!

Ja, ja, sagt unser Chefreporter, pinkelt sich um Kopf und Kragen aber Schuld gibt er “dem System”. Natürlich kann sich die Justiz mal irren, natürlich haben’s die Psychiater schwer. Und schweigen müssen sie meistens auch noch. Und schweigen lauthals sieben Jahre. Sieben Jahre – der MUSS doch gemeingefährlich sein, sagt Klaus Leipziger: Der erscheint morgens grußlos, um Kaffee zu holen! Dr. Leipziger ist Beurteiler und Aufbewahrer in einer Person. (Nebenbei: Ein Jahr “Vollzug” in der Forensik kostet (oder bringt) ca. 100.000 € pro Mann und Jahr.)

Inzwischen kümmern sich sechs Gerichte um den Fall. “Sie verbringen ihre schlaflosen Nächte”, behauptet Otto Lapp, mit der Frage, was zu tun sei mit diesem gefährlichen, gemeingefährlichen Serientäter. Allen macht es Mollath schwer. Er kooperiert nicht. Sogar gegen die vorsorgliche Entmündigung hat er sich gewehrt, damals als sein Hab und Gut versteigert wurde. Und kein Chefreporter findet eine heiße Spur, und sei es nur von einem Ferrari 246 GT. Andererseits, wenn ein Mensch ohne jeden Anlaß für drei Jahre im Hochsicherheits-Psychiatrieknast Straubing verschwindet (Gustl Mollath von April 2006 bis Mai 2009), was zählen dagegen zwei, drei Autos.  Und auch ein Chefreporter hat nur begrenztes Wissen. Oder muß er verschweigen?

Soviel weiß jedenfalls Otto Lapp: Daß es da einen Unterstützerkreis gibt, der glaubt gut informiert zu sein, daß dieser Kreis ein mediales Sperrfeuer eröffnet habe und eine einseitige Diskussion führt, daß Mollath seiner damaligen Frau Schwarzgeldgeschäfte nachsagte, die später teilweise bestätigt wurden, daß der Bundesgerichtshof das Urteil gegen Mollath bestätigt habe, daß das Gutachten von anderen Gutachtern immer wieder bestätigt wurde, daß die Juristen ganz verschiedener Meinung seien, daß -summa summarum – eigentlich alles viel komplizierter ist, als es angeblich aussieht.

Das Beste, Liebe Leser – sagt Otto Lapp nicht – Sie kümmern sich überhaupt nicht um diesen querulatorischen Sonderling. Ich liefere Ihnen noch paar unterhaltsame Berichte, und den Rest überlassen wir unserer bewährten bayrischen Justiz und Politik.

Wer sich über den Mollathskandal informiert hat, wird empört sein oder hohnlachen über diese erste Mollath-Zeitungsseite von Otto Lapp. Wenn ich aber an die naiven Zeitungsleser denke, diejenigen, die nicht selbst stundenlang im Internet recherchieren, sondern sich aus ihrem Bayreuther Blatt über den “berühmtesten Bayreuther Häftling” qualifiziert informieren wollen, dann bin ich entsetzt. Da fehlt nicht nur die journalistische Sorgfalt, da werden grundlegende Tatsachen ignoriert oder umgebogen und nicht im Einzelfall, sondern systematisch. Das Ergebnis ist die völlige Desinformation.

Herr Lapp vermeidet jeden Hinweis auf eine öffentlich zugängliche, überaus inhaltsreiche Quelle. Ich meine die Website gustl-for-help. Alle seinen abwertenden Bemerkungen zu den Mollath-Unterstützern zerplatzen wie Blasen angesichts der dort verfügbaren Informationen von diversen Originaldokumenten aus erster Hand.

Herr Lapp vermeidet jeden Hinweis auf den Grund des Mollathskandals: Mollaths rücksichtslose Aufdeckung krimineller Machenschaften der HVB, weiterer Banken, “bester Gesellschaftskreise” Nürnbergs und darüber hinaus sowie von Bankmitarbeitern (und keineswegs nur seiner damaligen Frau).

Herr Lapp sagt kein Wort zu den zahlreichen nachgewiesenen Aktivitäten von Justiz, Polizei, Politik und Psychiatrie zur Deckung der vorgenannten kriminellen Machenschaften.

Herr Lapp verschweigt die bisher geleistete umfangreiche fachjuristische Arbeit zur Aufdeckung der juristischen Seite des ganzen Skandals, einschließlich des Nachweises von Justizverbrechen (mehrere juristische Fachblogs, ein Beispiel hier, die Verteidiger, Veröffentlichungen Dr. Strate).

Fast schon selbstverständlich, daß Lapp natürlich alle psychiatrischen Gutachten verschweigt, die Mollath für völlig normal befinden und daß er keinerlei Fachkritik an den negativen Gutachten erwähnt, wie sie z. B. Dr. Sponsel ausführlich formuliert hat.

Genug der Betrachtung dieses in jeder Hinsicht minderen journalistischen Erzeugnisses. Was mag den Verfasser zu dieser Leistung veranlaßt haben?

 

Hier wird übrigens weiter geheizt, diesmal vom Chef persönlich.



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